Delegationsleitung in Sopron Ein "Fest auf der Grenze": so nannten es die meist ungarischen, aber auch ostdeutschen Bürgerinnen und Bürger, die sich am 19. August 1989 zu einem friedlichen Picknick an der ungarisch- österreichischen Grenze trafen. Sie spürten offenbar, dass Veränderung in der Luft lag und sie hofften, den Eisernen Vorhang ohne Blutvergießen zu durchbrechen.
Politische Unterstützer fanden sie im Europaabgeordneten Otto von Habsburg und dem ungarischen Staatsminister Imre Poszgay, die die Schirmherrschaft dieses Picknicks übernahmen. Dabei sollte es zu einer eher symbolischen Öffnung eines Grenztores kommen, doch es blieb nicht bei der Symbolik. Mehr als 700 Bürger der DDR suchten und fanden über das Loch in der Grenze bei Sopron den Weg in die Freiheit. Unglaubliche Szenen spielten sich bei diesem Grenzdurchbruch ab; Szenen, die weltweit durch die Medien verbreitet wurden. Diese "Bilder der Freiheit" beschleunigten den Prozess der inneren Erosion der DDR ungemein. Die Bedeutung des Picknicks auf der Grenze kann daher in der Reihe der entscheidenden Ereignisse des Jahres der Wende 1989 kaum hoch genug eingeschätzt werden. Jedes Jahr am 19. August findet in Sopron eine Feier an diesem durchbrochenen Grenzübergang statt, um die Erinnerung an dieses wichtige Ereignis wachzuhalten.
2014 jährte sich das Paneuropäische Picknick nun zum 25. Mal und mit großer Freude kam auch eine Delegation aus Bad Wimpfen der Einladung in unsere Partnerstadt nach: die stellvertretende Bürgermeisterin Cornelia Bär-Stoll, Stadträtin Julia Laras und Stadtrat Rudi Holzmann. Auch Delegationen der anderen Partnerstädte Soprons waren vertreten; sie kamen aus Eisenstadt (Österreich), Kempten, Rorschach (Schweiz), Bozen (Italien), Sparta (Griechenland), Seinajoki (Finnland), Selmecbanya (Slowakei) und Medgyes (Rumänien). Am weitesten angereist war die Delegation aus Kazuno in Japan.
Am Vormittag des 19. August 2014 wurden alle Gäste an den Platz des Paneuropäischen Picknicks direkt an der ungarisch-österreichischen Grenze gebracht. Hier waren vielfältige Begegnungen mit Zeitzeugen möglich, die das Geschehen damals selbst miterlebt haben. Deutlich war die große Dankbarkeit dieser Menschen zu spüren, dass diese friedliche Demonstration kein gewaltsames Ende fand, sondern den Weg ebnete für ein gemeinsames Europa.
Am Abend wurde der europäische Gedanke vom "Sopron Ballett" in der Uraufführung "Europa endlos" aufgegriffen. Das Stück wurde im Auftrag der Selbstverwaltung der Stadt Sopron aus dem Anlass der Festlichkeiten zum 25. Jubiläum des Paneuropäischen Picknicks komponiert. Die getanzte Geschichte erzählt von der Sehnsucht sowohl des Einzelnen als auch der Gruppengemeinschaft nach Freiheit. Sie zeigt auch die durch Eingeschlossensein und Vereinsamung ausgelösten Traumata und deren Auflösung. Dies war ein gelungener Jubiläumsabschluss des Aufenthaltes in Sopron.